KRÄHEN UND SPATZEN

Und es ist in der Tat wunderbar in diese herrliche Landschaft einzutauchen.
Es war ein sehr schöner Tag.
Die Sonnenstrahlen glitzerten sich spiegelnd im See, so als würde das Wasser die Sonne aufglühen.
In solchen Augenblicken möchte ich gerne die Welt anhalten.
Hinter dem westliche Seeufer wird es hügelig und da beginnt auch schon das Rebenmeer, das sich wie ein breiter Strom vor einer Bergkette dahinschlängelt.
Wann immer ich dort wandere, kann ich mich kaum satt sehen an dieser tollen Gegend. Die sanft geschwungenen und bewaldeten Hügel hinter den Weinbergen, mit den vielen Türmen und Burgruinen. Und gerade hier in dieser Region gibt es gemütliche Waldschenken, welche deftige Speisen und gute Weine anbieten.
Bei klarem Wetter, wie heute, kannst du ans andere Seeufer schauen, bis zu Luigi auf die Terrasse.

„Weißt du Columbo“ fing Maitre an, „mit der Lebensfreude ist das so eine Sache. Ich lasse einfach meine Tür auf, damit sie mich immer besuchen kann.
Und wenn sie denn da ist freue ich mich und genieße die gemeinsame Zeit. Will sie sich wieder verabschieden, dann versuche ich nicht sie aufzuhalten.
Es ist zwar schade wenn sie wieder geht, aber ich lasse sie los. Was hätte es für einen Sinn, jemanden aufhalten zu wollen, der eigentlich wieder weg will?“
„Deswegen komme ich so gerne zu dir Maitre“ sagte sie mir kürzlich, „du stellst einfach keine Bedingungen, bei dir kann ich mich frei bewegen.“
Das war wieder typisch für meinen Freund, er hat immer ein passendes Gleichnis parat.
Schweigend gingen wir nebeneinander her. Was ich übrigens als sehr wohltuend empfinde ist, dass man mit ihm sowohl gut reden als auch schweigen kann. Manchmal sind wir stundenlang zusammen ohne viel zu sagen.
Vielleicht, dachte ich, ist es am Besten, weder positiv noch negativ zu denken, sondern die Gedanken einfach loszulassen? Sollen sie doch aufblühen und wieder verwelken wie sie wollen, so wie die Maiblumen hier im Wald. Wenn der Mai kommt sind sie auch da, ist dieser schöne Monat wieder vorbei, gehen sie gleich mit. Sie „wollen“ nicht kommen und sie beabsichtigen auch nicht wieder zu gehen. Es geschieht ganz einfach.
Warum pflücken sie so viele Menschen? dachte ich, sie wollen sie festhalten, dann verwelken sie später zu Hause in der Vase. Es ist doch viel schöner wir lassen sie dort wo sie sind, gehen hinaus in die Natur und erfreuen uns an ihrem Anblick.
„Wir können unsere guten Gedanken so wenig konservieren wie Blumen in der Vase, nicht wahr Maitre?“
„Was meinst du? fragte er und sah mich von der Seite an. „Ja ich meine, dass man sozusagen ein wenig zur Seite treten sollte, um sich nicht selbst im Wege zu stehen.“
„Wenn du damit meinst, dass wir lernen sollten uns selbst loszulassen, dann bin ich ganz bei dir!“
„Aber“ sprach ich weiter, „der Versuch das Ego loszulassen, kommt doch wieder aus dem Ich.“
Maitre sah mich belustigt an und sagte: “ Wo hast du denn das wieder gelesen Columbo, ich denke du solltest dich nicht so viel mit esoterischen Büchern beschäftigen.“
Jetzt war ich wieder geknickt. „Aber du hast doch eben selbst gesagt, man sollte lernen sich loszulassen!“
„Ja schon“ meinte er, aber du neigst dazu mir immer wieder so marinierte Sprüche aufzutischen.“
Marinierte Sprüche? Ich war fast beleidigt.
„Komm, hab dich nicht so Columbo und nimm dich nicht so wichtig, sei doch einfach nur du selbst, mit allen Ecken und Kante, mitsamt deinen Fehlern und Schwächen und mit all deinen Vorzügen, die selbst du hast, auch wenn du es manchmal nicht für möglich hältst“ sagte er lachend.
Laut ächzend flog eine Krähe über uns weg.
„Denkst du die Krähe macht sich Gedanken darüber, dass eine Amsel besser singt?
Glaubst du dass eine Amsel eifersüchtig ist auf das Gefieder eines Dompfaffs?
Oder nimm einen Spatz, der sitzt auf dem Dach und schmettert fröhlich vor sich hin, ohne sich zu sorgen, ob sein Lied gefällt. Ja, ja Columbo, von den Vögeln können wir so manches lernen!“
Wir kamen an die Waldschenke. Jetzt im Frühjahr, wie auch im Sommer kann man schön draußen sitzen und es waren auch schon ein paar Gäste da.
„Heute Spargelsalat mit Bratkartoffel, 5,- Euro“, stand auf einer Tafel. „Ja dann aber nix wie hin“ meinte Maitre.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Josef Mühlbacher Über-Ich
Jüngst belauschter Disput zwischen Ich und Über-Ich: I:...
Josef Mühlbacher - 13. Okt, 13:39
Sport Journal
Meine Schlafqualität ist wieder miserabel zurzeit....
helrhe - 17. Jun, 20:01
HEUTE BEGINNT DER REST...
Wir aßen bei mir zu Hause. Es gab rosa gebratene Rumpsteaks...
helrhe - 15. Jun, 09:50
WICHTIGTUER
Ein immer wieder interessantes Thema ist es, mit schwierigeren...
helrhe - 9. Jun, 09:10
MENTAL-DIÄT
Negatives Denken, sich zu viele Sorgen zu machen, immer...
helrhe - 8. Jun, 19:44

Links

Suche

 

Status

Online seit 5835 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 13. Okt, 13:39

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren